TCM-Diagnostik – Die chinesische Sicht auf Gesundheit und Ungleichgewicht
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) basiert auf einer jahrtausendealten Heilkunde, die den Menschen nicht nur auf organischer, sondern auch auf energetischer Ebene betrachtet. In meiner Privatarztpraxis fließt die TCM-Diagnostik in viele naturheilkundliche Behandlungsansätze mit ein. Dabei steht nicht die isolierte Krankheit im Fokus, sondern das Zusammenspiel von Körper, Geist und Umwelt.
Ein zentrales Ziel der chinesischen Diagnostik ist es, energetische Ungleichgewichte frühzeitig zu erkennen – oft schon bevor sich schulmedizinisch messbare Symptome zeigen. Dafür nutze ich verschiedene klassische Diagnosemethoden, die sich in der Praxis bewährt haben.
Ausführliche Befragung – das Herz der TCM-Diagnose
Am Anfang steht stets ein ausführliches Gespräch. Dabei erkundige ich mich nicht nur nach aktuellen Beschwerden, sondern auch nach Verdauung, Schlaf, Appetit, Emotionen, Lebensrhythmus und früheren Erkrankungen. Die Art, wie ein Mensch sich fühlt, spricht, denkt und lebt, gibt in der TCM wichtige Hinweise auf innere Muster und funktionelle Ungleichgewichte. Diese Befragung bildet die Grundlage für die weitere Diagnose und Therapieplanung.
Körperliche Untersuchung – ganzheitlich und fein beobachtend
Im nächsten Schritt erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem Hautfarbe, Muskeltonus, Temperaturverteilung, Körperhaltung und Atmung mit in die Beurteilung einfließen. Besonders wichtig ist dabei die Wahrnehmung subtiler Zeichen, etwa trockener Haut, veränderter Spannungszustände oder auffälliger Reaktionen auf Berührung. Die chinesische Medizin achtet hierbei auf andere Aspekte als die westliche Diagnostik – sie sucht nach Zeichen von Fülle oder Leere, Kälte oder Hitze, Stagnation oder Fluss.
Zungendiagnostik – das Spiegelbild der inneren Verhältnisse
Die Zunge gilt in der TCM als direktes Abbild des inneren Zustands. Ihre Farbe, Form, Beläge und Feuchtigkeit liefern wichtige Hinweise auf den Zustand der Organsysteme, des Blutes und der Lebensenergie (Qi). In meiner Praxis dokumentiere ich bei Bedarf auffällige Zungenbefunde fotografisch. Dies erlaubt nicht nur eine genaue Verlaufsbeobachtung im Rahmen einer Behandlung, sondern stärkt auch das Verständnis der Patientinnen und Patienten für die eigene Entwicklung.
Pulsdiagnostik – feinste Informationen im Rhythmus des Körpers
Die chinesische Pulsdiagnostik ist eine sehr differenzierte Form der Wahrnehmung. Durch behutsames Tasten der Arterien an beiden Handgelenken nehme ich nicht nur die Pulsfrequenz wahr, sondern auch Qualität, Stärke, Tiefe und Rhythmus. Je nach Ausprägung lassen sich daraus Rückschlüsse auf den Zustand einzelner Funktionskreise ziehen – etwa auf das Zusammenspiel von Leber, Herz, Milz oder Niere im Sinne der TCM.
Ganzheitliche Auswertung – individuelle Therapie
Die gewonnenen Informationen aus Gespräch, Beobachtung, Zungen- und Pulsbefund füge ich anschließend zu einem Gesamtbild zusammen. Daraus ergibt sich eine chinesische Diagnose, die nicht mit einer schulmedizinischen ICD-Diagnose gleichzusetzen ist, sondern ein funktionelles Muster beschreibt. Dieses Muster bildet die Grundlage für eine individuelle Therapie – sei es durch Akupunktur, chinesische Arzneimitteltherapie oder weitere naturheilkundliche Verfahren.